Kreativ, politisch, mutig: Theateraufführung der J2 am Lise-Meitner-Gymnasium beeindruckt im kleinen Rahmen


Am Donnerstag, dem 5.6.25 verwandelten sich sowohl die Bibliothek als auch die Aula des Lise-Meitner-Gymnasiums Böblingen in ungewöhnliche Theaterbühnen. Anlass war die spielpraktische Prüfung des Literatur- und Theaterkurses der Jahrgangsstufe 2 unter der Leitung von Hannes Roser. Die Schülerinnen und Schüler hatten lediglich eine Woche Zeit, um sich ohne Anleitung des Lehrers auf eine konkrete Aufgabenstellung vorzubereiten – und meisterten diese Herausforderung mit bemerkenswerter Eigenständigkeit und Kreativität.


Ausgangspunkt war das scheinbar harmlose Kinderlied „Der Hahn ist tot“. Die Schülergruppe entwickelte daraus ein etwa 20-minütiges Theaterstück in vier Szenen, das den Aufstieg und Fall eines populistischen Politikers erzählte. Zwei Szenen wurden in der Schulbibliothek gespielt, zwei weitere in der Aula – ein Wechsel, der nicht nur für Abwechslung sorgte, sondern auch symbolisch für die zunehmende Ausweitung der Macht im Stück stand. Die Handlung zeigte, wie ein zunächst charismatischer Redner die Mehrheit der Menschen für sich gewinnt, das politische System unterwandert und das Land in eine diktatorische Herrschaft stürzt. Am Ende jedoch wenden sich die Menschen gegen ihn und vertreiben ihn – ein klarer Appell für Zivilcourage und Widerstand.


Besonders hervorzuheben ist, wie es den Schülerinnen und Schülern gelang, dem bekannten Kinderlied eine unerwartet politische und hochaktuelle Dimension zu verleihen. Die Inszenierung bewegte sich dabei sicher zwischen satirischen und ernsten Tönen. Mit rasantem Spieltempo, klaren Kontrasten zwischen den Figuren und sichtbarer Spielfreude setzten die Darsteller viele der im letzten Halbjahr erlernten Theatertechniken ein – darunter gezielte Übertreibung, chorisches Sprechen und symbolisches Spiel. Trotz der düsteren Thematik mangelte es nicht an humorvollen Momenten, die das Publikum immer wieder zum Schmunzeln brachten.


Die Zuschauer – ein kleiner Kreis aus Familien, Freunden, Mitschülerinnen und Mitschülern – zeigten sich beeindruckt und bewegt. Es gab anerkennenden Applaus und viele lobende Worte im Anschluss, auch für den Mut der Gruppe, in so kurzer Zeit ein solch ambitioniertes Projekt auf die Beine zu stellen.




