Wolfgang Borchert: „Draußen vor der Tür“

Theaterstück von Wolfgang Borchert berührt und begeistert am Lise-Meitner-Gymnasium das Publikum

Am Donnerstag, den 19. Dezember 2024 um 19.30 Uhr öffnete sich in der Aula des Lise-Meitner-Gymnasiums Böblingen der Vorhang für die letzte große Theaterproduktion des Literatur- und Theaterkurses der Jahrgangsstufe 2 – wenige Monate vor dem Abitur. Unter der Leitung von Hannes Roser brachte die Gruppe das eindrucksvolle Drama „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert auf die Bühne und bewies damit nicht nur schauspielerisches Können, sondern auch ein tiefes Verständnis für die historischen und emotionalen Dimensionen des Stücks.

Im Zentrum der Handlung steht der Heimkehrer Beckmann, der nach dem Zweiten Weltkrieg in das zerstörte Deutschland zurückkehrt und mit Ausgrenzung, Schuld und Sinnlosigkeit konfrontiert wird. Er sucht verzweifelt nach einem Platz in einer Gesellschaft, die für ihn keinen Raum mehr zu haben scheint. Begegnungen mit verschiedenen Menschen – von einem zynischen Theaterdirektor bis hin zu einer mitleidenden Frau – führen ihn auf eine schmerzhafte Reise durch ein Land ohne Hoffnung. Doch am Ende findet Beckmann in einer einfühlsamen jungen Frau jemanden, der ihm zuhört – ein Hoffnungsschimmer in einer sonst trostlosen Welt.

Besonders eindrucksvoll war die gelungene Mischung aus Ernsthaftigkeit und zarter Hoffnung, die das Ensemble überzeugend transportierte. Die tiefe Verzweiflung der Hauptfigur wurde ebenso spürbar wie die kleine, aber bedeutsame Wendung am Schluss, als Beckmann durch zwischenmenschliche Nähe wieder Lebensmut schöpft. Diese emotionale Bandbreite wurde von den Darstellerinnen und Darstellern mit großer Intensität und Ernsthaftigkeit gespielt – ohne Pathos, aber mit viel Feingefühl.

Ein weiteres herausragendes Merkmal der Inszenierung war die starke Herausarbeitung der Kontraste zwischen den Figuren: Auf der einen Seite standen realistische, alltägliche Menschen, die Beckmann zurückweisen oder überfordern – auf der anderen Seite symbolische Gestalten wie der Tod oder ein resignierter Gott, die dem Stück eine fast traumartige Tiefe verliehen. Ebenso beeindruckte der Wechsel zwischen düster-schweren und überraschend schrägen, fast komischen Szenen – ein Balanceakt, den das Ensemble sicher meisterte.

Ben Viktorin überzeugte in der Rolle des Beckmann als unglücklicher, verzweifelter Soldat, der mit seiner inneren Zerrissenheit und dem Verlust jeglicher Hoffnung kämpft. Auch die Rollen von Davide Meola, der sowohl Gott als auch den Einbeinigen darstellte, sowie Mike Depperschnmidt, der als Tod und Offizier auftrat, waren äußerst vielschichtig. Lucie Henkes und Sophia Nickel präsentierten als die Elbe und das Andere eindrucksvoll die ungreifbaren, metaphorischen Aspekte des Stücks und verliehen den symbolischen Figuren eine klare Identität.Besonders gelungen war auch der Kontrast zwischen den Figuren der realen Welt und den symbolischen Darstellungen. Clara Acuna Alonso als Kabarettdirektorin und Anna Boban als Frau Kramer waren überzeugend als Figuren des Alltags, während Arina Romfeld als Mädchen eine tragische Unschuld verkörperte.

Das Publikum zeigte sich sichtbar bewegt und folgte der Inszenierung mit gespannter Aufmerksamkeit.

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